Bei unserer Werkstattaustellung im vorigen Jahr installierten wir in der Nische eines Kirchenfensters ein langes durchscheinendes Papier, in das ich eine weibliche Silhouette gerissen hatte, die nun aus der Fläche heruntergeklappt hing. An dieser Idee habe ich in den letzten Wochen weitergearbeitet.
Der Anblick dieser Silhouetten trifft mein Gefühl für die Frauen in der lebensbedrohlichen Situation, als Hexe bezeichnet und der Inquisition ausgeliefert zu sein, ziemlich gut – herausgerissen aus ihrem Umfeld, kopfüber in der Luft hängend.
Obendrein erscheint bei der Hängung der Papiere in der Leerfläche der Figur das Fensterkreuz, was sofort einen kirchlichen Zusammenhang assoziiert.
Da damals viele Frauen betroffen waren, schwebt mir die Verstärkung des Eindrucks durch Wiederholung an allen Fenstern der Westseite vor, aber nicht stereotypisch, denn es bleiben trotz der Häufigkeit individuelle Schicksale. Ich stelle sie mir vor: Ilse Möller, Hedwig Müller, Marie Müller… und andere Frauen, von denen ich noch weniger weiß.
Das kräftige Papier gibt sehr verschiedene Umrisse frei – große, kleine, kräftige, zarte,…, auch den kleinen Schatten, den Ute im Hexenwäldchen im Foto festhielt oder zwei Figuren auf einem Blatt, gemeinsam gerissen, gefallen, überlagert.
Für jede Frauensilhouette den richtigen Platz zu finden wird Herausforderung in der Arbeitswoche vor der Ausstellung im September.

„Herausgerissen“, Arbeitsphase, Anke Meixner, 2025
