HEUTIGE FRAGEN ZU FRÜHEREN ZEITEN

Zum Tag des offenen Denkmals luden wir in die Kirche in Hohenofen ein und nutzten die Gelegenheit, unsere bisherigen Arbeitsergebnisse vorzustellen.
In den gezeigten Arbeiten ließen sich drei verschiedene Denkansätze zum Hexenthema ablesen. Während ANKE MEIXNER eine Herangehensweise verfolgt, die sich damit beschäftigt, wie alltäglich und schnell Missverständnisse oder Denunziation zu Ausgrenzung und Verurteilung führen können, versuchte UTE FÜRSTENBERG historisch-soziale Zusammenhänge zu erkunden. PETRA WALTER-MOLL widmete sich weiblich-körperlichen Zuschreibungen zum Thema.
Anke Meixners hell-dunkle Hanfpapiere zogen sich, in ein aus Werg gesponnenes Fadennetz geschöpft, durch den Kirchenraum und nahmen damit schon vorsichtig Kontakt auf zum bereits am Boden vorhandenen Netz, das sich im weiterführenden Projekt zum Zopf entwickeln soll. Sie wurden ergänzt durch die Papierarbeit „Herausgerissen“ und farbig gedruckte „Kleine Hexen“.
Ute Fürstenberg legte aus weißem Papier gefaltete „Gebetsbücher“ auf die Kirchenbänke. Sie fragte damit, wer zur Zeit der Sieversdorfer Hexenprozesse in der Kirche gesessen und die „Hexe“ gekannt haben mag. Wer waren die Verwandten, Nachbarn, Freunde der zum Tode Verdammten? In welcher Beziehung könnten sie zu der Person gestanden haben? Besucher sollten einen dieser Kirchgänger erfinden, seinen Namen mit Kreide auf die Sitzbank schreiben und seine Lebensdaten notieren. In den vielen entworfenen Lebensläufen zeigte sich, wie interessant es sein kann, sich gedanklich in das Leben der Vorfahren zu versetzen.
Petra Walter-Moll arbeitete mit Filz, also Tierfasern, zeigte außerdem Fotografien der Wilden Kardendistel, die früher zum Kardieren von Wolle benutzt und zudem gegen Hexen vor die Haustür gehängt wurde. Sowohl ihr „Schneewittchenbuch“ als auch die Arbeit „Das Weib“ widmen sich dem Frauenkörper und seinen Veränderungen im Laufe des Lebens. Definitionen von Schönheit, Verwundbarkeit, Jugend und Alter sollen damit hinterfragt werden, zumal der Körper einer Frau oftmals ausreichte, um ausgestoßen oder gar als Hexe gebrandmarkt zu werden.
Doch die Besucher konnten nicht nur Kunst betrachten und Lebensläufe erfinden, sondern auch Wolle per Hand kardieren, sprich kämmen, und am Spinnrad spinnen. Und auch über Hexen, Hexenprozesse und das Leben vor mehr als 300 Jahren wurde an diesem Tag viel nachgedacht.

Anke Meixner, Petra Walter-Moll und Ute Fürstenberg mit Besuchern © AM (1, 3), PWM

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